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Der Spatz - im Aufbau -

Haussperling - House Sparrow
passer domesticus


weiblicher Haussperling
female house sparrow

männlicher Haussperling
male house sparrow

Haussperling: Jungtier
young house sparrow
Merkmale
Größe 14-16 cm. Gewicht ca. 30 Gramm. Sehr gesellig, in der Gruppe existiert eine hierarchische Rangordnung. Es gilt: das Männchen mit dem größten schwarzen Kehlfleck ist das ranghöchste. Männchen sind im Prachtkleid recht kontrastreich gefärbt mit grauem, kastanienbraun eingefasstem Scheitel, breitem, schwarzem, bis zur Vorderbrust reichendem Latz; der Rücken ist braun mit langen schwarzen Streifen. Weibchen sind unscheinbar braun und grau gefärbt.
 
Stimme
Der Gesang besteht aus wiederholten, tschilpenden Lauten. Ruft häufig "tschip", im Flug "tschuib" und bei Gefahr "tscherritititit".
 
Vorkommen
Heute trifft man den sehr anpassungsfähigen, ursprünglich aus Westasien stammenden Haussperling fast überall in Europa als Kulturfolger in menschlichen Siedlungen von der Küste bis ins Bergland und sogar in den Zentren von Großstädten an. Seit einigen Jahrzehnten wurden jedoch vielerorts gravierende Rückgänge der Bestände verzeichnet.
 
Fortpflanzung
Die meisten Haussperlinge nisten am Haus, vielfach in einem Hohlraum unter dem Dach oder einem Mauerloch sowie in Baumhöhlen und Nistkästen, mitunter bauen sie auch wie Weidensperlinge ein frei stehendes Nest in einem Baum. Brütet bis zu dreimal im Jahr, wobei von der ersten und zweiten Brut nur ca. ein Drittel der Jungvögel überleben, von der dritten noch weniger. Die Brutdauer beträgt 11 - 13 Tage.
 
Nahrung
Vorwiegend Samen, Getreide und Knospen, häufig Abfälle und Vogelfutter; zur Brutzeit viele Insekten.
 
Aufzucht von Jungtieren
Jungspatzen werden von den Spatzeneltern mit Insekten gefüttert. Die Nestlingszeit beträgt ca. 17 Tage. Nach Verlassen des Nests wird der Jungvogel von den Eltern weitergefüttert und lernt langsam, was man fressen kann und was nicht. Dies ist die gefährlichste Zeit im Leben eines Jungvogels, da er die Gefahren, die in der Umgebung lauern (z. B. Katzen) noch nicht kennt.
 
Bitte beachten Sie UNBEDINGT: Ein junger Spatz, der irgendwo herumsitzt, ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit NICHT von den Eltern verlassen worden! Lassen Sie ihn in Ruhe! Nehmen Sie den Vogel NICHT mit nach Hause. Beobachten Sie aus der Distanz, ob er gefüttert wird. Vogeleltern sind nicht dumm, daher kann es sein, daß Sie 50 Meter oder weiter zurückweichen müssen, bis der Jungvogel wieder gefüttert wird, und das eventuell erst nach Stunden. Sollten Sie den Jungspatz angefasst haben, so ist das kein Problem: Vogeleltern kümmern sich kaum um den Geruch, sie erkennen ihr Küken an der Stimme. Bringen Sie den Jungvogel schnellstmöglich dorthin zurück, wo Sie ihn gefunden haben. Sie können ihn z. B. auf ein Gebüsch oder einen Ast setzen. Gehen Sie danach auf Distanz wie oben beschrieben. (So können Sie auch verfahren, wenn unmittelbare Katzengefahr droht.)
 
Sollte wirklich alles schiefgelaufen sein
und Sie müssen den Jungvogel selber aufziehen, dann beachten Sie bitte folgendes:
 
Stellen Sie unbedingt zuerst fest, um welche Tierart es sich genau handelt!
Hilfe kann ein Tierarzt oder eine Wildtieraufzuchtstation in Ihrer Nähe leisten.
 
Über die Aufzucht von Wildvögeln können Sie sich bei www.wildvogelhilfe.org sehr gut informieren.
 
Ist der Jungvogel noch unbefiedert, so ist die Überlebenschance sehr gering, er braucht eine Wärmequelle.
 
Ist der Jungvogel bereits befiedert, hat gelbe Schnabelränder und sperrt den Schnabel weit auf, so besteht eine Überlebenschance.
 
Besorgen Sie sich trockenes Heu und bauen Sie im Käfig ein kleines Nest daraus.
Der Jungvogel muß jede halbe Stunde gefüttert werden, von ca. 05:00 Uhr morgens bis ca. 21:00 Uhr abends.
Sie brauchen dazu eine Pinzette und eine Einmalspritze ohne Nadel.
Zu trinken gibt es ab und zu ein paar Tropfen Wasser aus der Einmalspritze.
Zur Fütterung können außer Insekten sogenannte "Beo-Perlen" verwendet werden. Sie müssen vor dem Verfüttern mit Wasser angefeuchtet werden, dürfen aber niemals tropfnaß sein, da der Vogel sonst Durchfall bekommt und an Entkräftung bzw. Dehydrierung sterben kann.
Es dürfen in diesem Entwicklungsstadium keinesfalls Brot- oder Gebäckkrümel verfüttert werden!
Achten Sie auf Reinlichkeit im Käfig, da Vogelkot extrem ätzend ist. Es können Haut- und Gefiederverätzungen bei dem Jungvogel auftreten.
 
Der Jungvogel wird flügge, wenn die gelben Schnabelränder langsam verschwinden. Dann sollten Sie auf Samen und Körnerfutter umstellen. Sie sollten ausprobieren, ob und welches Obst der Jungvogel mag. Sie sollten Salatblätter oder Löwenzahnblatter als Grünfutter anbieten.
Bitte beachten Sie, daß Sie die Rolle der Vogeleltern übernehmen, d. h. Sie müssen dem Vogel zeigen, was freßbar ist und was nicht (Samenrispen, z. B. von Gras, Getreide, und Löwenzahn"schirmchen" mitbringen, Blütenknospen, Beeren), und das nicht nur einmal, da der Jungvogel sonst im Freien keine Überlebenschance hat (Wiedererkennungsfaktor). Sobald der Vogel den Drang nach draußen hat und sich dort selber ernähren kann, sollten Sie ihn fliegen lassen, in der Hoffnung, daß er sich einem Schwarm vorhandener Spatzen anschließen kann.
 
Ergänzung: zur Spatzenaufzucht und -auswilderung
 
Sehr kompetente Ansprechpartner zum Thema Aufzucht und besonders Auswilderung gibt es beim Vogelschutzzentrum Mössingen. Bei Fragen können Sie sich dort ohne Zögern Rat holen.
 
Spatzen sind Wildtiere. Sollte also ihr Jungvogel krank sein oder werden (z. B. Durchfall, Gefiederschäden, Hautkrankheiten, Schnabeldeformationen, Hinken usw.), werden Sie auf sehr wenig Gegenliebe auf Seiten der Tierärzte und ganz besonders größerer Tierkliniken stoßen. Rufen Sie einen Tierarzt in ihrer Nähe an oder werden Sie gleich dort vorstellig. Lassen Sie sich nicht abwimmeln. Bringen Sie den normalen Käfig mit, ohne ihn vorher extra zu reinigen, da der Tierarzt aus den Kotspuren Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand des Vogels ziehen kann.
 
Es gibt Haussperlinge, die durch die Handaufzucht zutraulich werden bzw. keinen Drang nach draußen entwickeln (dies ist jedoch die Ausnahme!). Diese Vögel sollten dann in einem großen Käfig oder besser einer Voliere gehalten werden, und zwar nicht allein. Bei Käfighaltung ist täglich ein mehrstündiger Freiflug selbstverständlich. Zur täglichen Gefiederpflege muß eine Staubbademöglichkeit vorhanden sein, zusätzlich zur normalen Wasserbademöglichkeit. Der Sitzstangendurchmesser ist so zu wählen, daß die Krallen des Vogels die Sitzstange fast komplett umschließen können. Verwenden Sie zusätzlich Zweige von Bäumen oder Büschen, da dies den Vogelfüßen gut tut und die Rinde benagt werden kann.
Es wird berichtet, daß eine Vergesellschaftung mit Kanarienvögeln möglich ist.
 
Broschüre (pdf-Datei, 2,23 MB) des Naturschutzbunds Deutschland (NABU) über Haussperlinge, Anlaß: der Spatz bzw. Haussperling ist "Vogel des Jahres 2002".

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